Nach einem hitzigen, zehn Tage währenden Wahlkampf, bei dem die Kandidaten im Kampf um Wählerstimmen von Handzetteln über Kampagnenwagen und Gebete in Tempeln bis hin zu Fernsehsendungen alle Register zogen, konnte am 21. 12. letzten Jahres endlich der Gang zur Wahlurne erfolgen. Bei diesem, wie es Präsident Lee Teng-hui ausdrückte, "historischen Moment" ging es darum, Abgeordnete für die 325 zur Wahl stehenden Sitze in der Zweiten Nationalversammlung zu wählen. Dabei konnten für die 225 sogenannten "regionalen" die Kandidaten direkt gewählt werden, während die Besetzung der 80 "nationalen" und der 20 Sitze für die Repräsentanten der Auslandschinesen proportional zum Abschneiden der Parteien von jenen bestimmt wurde, welche mindestens 5 Prozent der Wählerstimmen erhalten hatten. Den Wahlen gingen Bemühungen voraus, die noch auf dem chinesischen Festland vor 44 Jahren gewählten und in ihrem Amt gehaltenen Abgeordneten, alle in hohem Alter, zum Rücktritt zu bewegen, um damit den Weg für Neuwahlen und auch eine Überarbeitung der Verfassung möglich zu machen. Aber nicht nur die 469 betagten Repräsentanten in der Ersten Nationalversammlung traten bis zum 31. 12. 1991 zurück, sondern auch die Seniorenvertreter des Kontroll- und des Legislativ-Yüans.
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand das Thema Verfassungsreform, wobei die Nationale Volkspartei (KMT) für eine Umschreibung eintrat, während die Demokratisch-Progressive Partei (DPP) eine Neuschreibung befürwortete. Die DPP und die Nationaldemokratische Unabhängige Politische Allianz (NDIPA) forderten direkte Präsidentschaftswahlen, während die KMT und die Chinesische Sozialdemokratische Partei (CSDP) eher eine Wahl des Präsidenten durch gewählte Volksvertreter favorisierten. Die KMT warb außerdem mit einer Programmatik, die Stabilität und Wohlstand betonte. Schwierigkeiten ergaben sich aus der Forderung nach einer Unabhängigkeit Taiwans von seiten der DPP, die vom zentralen Wahlkomitee aufgefordert wurde, entsprechende Stellen in ihren Wahlkampfhandzetteln und Fernsehsendungen zu streichen, da die Verfassung der Republik China sezessionistische Aktivitäten unter Strafe stellt.
Während des Kampfes um die Wählerstimmen kam es auch zu Verstößen gegen die Wahlkampfgesetze. So wurden Fälle bekannt, bei denen es trotz Strafandrohung zu Stimmenkauf durch Wahlgeschenke oder zu gegenseitigen Diffamierungen kam. Auch diejenigen, die ihre Wahlplakate nicht an die dafür ausgewiesenen Orte - Taipei hatte z. B. 391 Stellwände für das Aufhängen von Werbeplakaten aufgestellt - oder innerhalb der bestimmten Grenzen aufhängten, mußten mit hohen Geldstrafen rechnen. Zum ersten Mal konnten einzelne Parteien ihre Wahlbotschaft auch über das Fernsehen verkünden, wobei jedoch nur jenen politischen Gruppierungen Sendezeit zugestanden wurde, die 10 oder mehr Bewerber für die 225 regionalen Sitze aufgestellt hatten. Von den 67 auf Taiwan eingetragenen Parteien waren das nur die KMT, die DPP, die CSDP und die NDIPA.
Insgesamt stritten 628 Kandidaten um die 325 Sitze. Die überwältigende Mehrheit der Wählerstimmen aus den 58 Wahlkreisen auf Taiwan erhielt in diesen Wahlen die KMT mit 71,17 Prozent, während die DPP nur 23,94 Prozent erzielte. Des weiteren konnten drei Kandidaten der NDIPA in die Zweite Nationalversammlung einziehen. Von den 56 sich bewerbenden Unabhängigen erhielten zwei Sitze. Allerdings gelang es nur der KMT und der DPP, die 5-Prozent-Hürde zu überwinden, was es der KMT ermöglichte, 60 der "nationalen" Sitze und 15 derer für die Repräsentanten der Auslandschinesen zu besetzen, während die DPP die verbleibenden 20 bzw. 5 Sitze für sich einnehmen konnte. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,32 Prozent und war damit die bei Wahlen auf Taiwan bislang höchste.
Besuch des französischen Ministers für Außenhandel
Jean-Noël Jeanneney, Minister für Außenhandel, besuchte vom 20. bis 24. Januar Taiwan. Auf seinem Programm standen Besichtigungen von Industrieanlagen und Verhandlungen mit Ministern und Unternehmern, die die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Seiten stärken sollten. Wichtiger Verhandlungspunkt war neben der französischen Beteiligung am Sechsjahres-Entwicklungsplan auch die Aufnahme direkter Flugverbindungen zwischen Taipei und Paris, die, wie aus Gesprächen zwischen Jeanneney und dem Minister für Verkehr Eugene Chien hervorgeht, möglicherweise schon dieses Jahr eingerichtet werden sollen. Der Minister ist nach Roger Fauroux, Minister für Industrie, der im Januar 1991 nach Taiwan kam, schon der zweite hohe offizielle französische Gast in der Republik China, der hier Wirtschaftsverhandlungen führte.
Frankreich hat mehrmals starkes Interesse gezeigt, einen großen Anteil an den für ausländische Firmen offenen, 60 Milliarden US$ umfassenden Projekten des insgesamt mehr als 305 Milliarden US$ teuren Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplans zugesprochen zu bekommen. Französische Firmen haben bereits einen Großteil der technischen und planerischen Aufträge für das schon in Bau befindliche Schnellbahnnetz (MRTS) im Großraum Taipei erhalten können und hoffen nun auf weitere Großaufträge für ein Atomkraftwerk und die geplante Hochgeschwindigkeitszugstrecke, die, von Taipei im Norden bis Kaohsiung im Süden, mit 344 km Länge fast die ganze Insel durchlaufen wird.
Fang Li-chih besucht Taiwan
Prof. Fang Li-chih, einer der freimütigsten Kritiker des Kommunismus und der politischen Autoritäten auf dem chinesischen Festland, der nach dem Massaker auf dem T'ien-an-men-Platz nur knapp der Verfolgung durch die Behörden entgangen war, konnte endlich einer seit zwei Jahren bestehenden Einladung der Zeitschrift "Global Views" und der Ming-Teh-Stiftung folgen und Ende des letzten Jahres nach Taiwan kommen. Die Menschen, forderte er vor dreitausend Zuhörern in einer Rede im Taipeier Welthandelszentrum, sollten die Gelegenheit ergreifen und das chinesische Festland besuchen, um den Kommunismus dort zu erleben, bevor es zu spät sei. Bereits auf einer Pressekonferenz bei seiner Ankunft auf Taiwan am 23. 12. hatte er erklärt, daß der private Wirtschaftssektor auf dem Festland an Boden gewonnen habe und mit der Zeit entsprechende politische Reaktionen aus der Bevölkerung folgen werden. Auf seinem achttägigen Besuch traf er außerdem unter anderem mit dem Präsidenten der Academia Sinica, Wu Ta-you, Erziehungsminister Mao Kao-wen und dem Präsidenten der Nationalen Taiwan-Universität, Sun Chen, zusammen und hielt mehrere Vorträge über Fragen der Astrophysik.
Fang Li-chih drängte die Republik China auf Taiwan, sich dem Festland weiter zu öffnen, wodurch mehr Informationen aus der Außenwelt größeren Einfluß auf die Bevölkerung und die dortigen Autoritäten ausüben könnten, die schon jetzt den Glauben an das System verloren hätten. Darüber hinaus, so schlug Fang mit Blick auf entsprechende Ansätze in Kanada vor, könne der Mangel an Akademikern auf Taiwan dadurch gelöst werden, daß führende Gelehrte des Festlands eingeladen würden, auf Taiwan zu forschen und zu unterrichten.
Wirtschaftsmission aus dem Vereinigten Königreich betont studentischen Austausch
Vom 7. bis zum 14. 12. hielt sich eine aus Vertretern von 36 verschiedenen Organisationen und mehr als 12 Akademikern bzw. Leitern von technischen Hochschulen aus ganz Großbritannien zusammengesetzte Wirtschaftsdelegation in Taiwan auf. Hauptanliegen der Gruppe, deren Teilnehmer überwiegend Mitglieder der Industrie- und Handelskammer von Birmingham (Birmingham Chamber of Industry and Commerce) waren, war außer der Suche nach neuen Schlüsselmärkten auch die Vorstellung von polytechnischen Schulen. David Warner, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit an der Technischen Hochschule Birmingham, erläuterte den hinter der Reise stehenden Gedanken so, daß auch Ausbildung ein Exportartikel sei, dem der Handel auf den Fuß folgen würde. Je mehr Studenten nach England kämen, um so besser wäre das für den englischen Export. Innerhalb dieses erzieherischen Rahmens diskutierte die Gruppe mit einigen weiterführenden Schulen auf Taiwan auch Möglichkeiten für einen Austausch. England rückte dabei auf einer öffentlichen Präsentation eine Ausbildung an englischen weiterführenden Schulen in Kunst und Design besonders in den Vordergrund.
Kanadas Bieten um Projekte des Nationalen Sechsjahres-Entwicklungsplans
Unter der Leitung der Kanadischen Handelskammer (Canadian Chamber of Commerce) besuchte vom 9. bis zum 11. 12. eine Handelsdelegation mit hochrangigen Vertretern Taiwan. Die Mission wurde vom Präsidenten der Kanadischen Handelskammer, Tim Reid, und dem Präsidenten der Dofasco Inc., William Wallace, geleitet und setzte sich aus etablierten Managern eines Dutzends kanadischer Firmen und Ratgebern der Abteilung für Kanadische Handelsförderung innerhalb der Handelskammer zusammen. Ziel der Delegation war es, Technologie und Dienstleistungen Kanadas auf Taiwan vorzustellen, die zu der Durchführung von Taiwans Nationalem Sechsjahres-Entwicklungsplan beitragen können. Die von Taiwan benötigten Ausrüstungen und Dienstleistungen besonders in den Bereichen Transport, Telekommunikation, Umweltschutz, Energiewirtschaft, neue Technologien und technische Beratung entsprächen, so Reid, genau dem, was Kanada bieten könne.
Die Kanadische Handelskammer hofft, durch diese Wirtschaftsmission die ökonomische und kommerzielle Zusammenarbeit mit Taiwan zu fördern. Die Delegation mit bislang höchstrangigen Vertretern führte auch mit verschiedenen Ministerien und dem Außenhandelsrat Chinas (China External Trade Development Council, CETRA) sowie mit einigen Wirtschaftsverbänden Gespräche. Kanada möchte damit zum Ausdruck bringen, daß es Taiwans verstärkt wichtige Rolle im wirtschaftlichen Weltgeschehen durchaus erkannt hat. Reid betonte, daß Kanada der Ansicht sei, Taiwan könne als die auf Rang 13 rangierende Wirtschaftsmacht internationalen Organisationen wie der Weltbank und GATT beitreten, wenn es bereit wäre, die damit verbundenen Verpflichtungen auf sich zu nehmen.
Außenbeziehungen zu Lettland aufgewertet
Nachdem Vizeaußenminister John Chang erst im November des vergangenen Jahres in Lettland ein Memorandum über die wechselseitige Einrichtung von Wirtschaftsbüros unterzeichnet hatte, verkündete Lettlands Außenminister Janis Jurkan in einem Austausch diplomatischer Noten zum Abschluß seines viertägigen Besuchs auf Taiwan am 18. 12. die Aufwertung des Wirtschaftsbüros, das die Republik China in Riga unterhält, zu einer "Mission der Republik China", was als "voller diplomatischer Status" angesehen wird.
Auf einer Pressekonferenz hob Jurkan, der mit seiner Delegation unter anderem von Präsident Lee Teng-hui und Premierminister Hau Pei-tsun empfangen wurde, die "erstaunlichen Errungenschaften" Taiwans in allen Lebensbereichen hervor und erklärte, daß in verschiedenen Gesprächen auch finanzielle Hilfen zur Stabilisierung der Lage und für den Aufbau Lettlands nach der Entlassung in die Unabhängigkeit diskutiert worden seien. Präsident Lee habe volles Verständnis für Lettlands Situation gezeigt und hinzugesetzt, Taiwan habe dies schließlich auch einmal durchgemacht.
Wissenschaftlich-technischer Austausch mit Rußland
Auf seinem Rußland-Besuch im Dezember letzten Jahres erzielte Hsia Han-min, Vorsitzender des Nationalen Wissenschaftsrates (National Science Council), einen entscheidenden Durchbruch: in einer Vereinbarung mit der Russischen Akademie für Technik wurde, die Zustimmung der beiden Regierungen vorausgesetzt, die wechselseitige Einrichtung von Geschäftsstellen der beiden Institute im laufenden Jahr vereinbart. Außerdem diskutierten beide Seiten den Aufbau von Joint-ventures zum Austausch von Hochtechnologie.
Die Ernsthaftigkeit der Absichten und Ziele beider Seiten bestätigte sich im Rahmen des Besuchs einer Delegation der Russischen Akademie der Wissenschaften, die - ebenfalls im Dezember - auf Taiwan eintraf und mit dem Nationalen Wissenschaftsrat einen beiderseitigen Wirtschaftsaustausch und die Durchführung von Kooperationsprogrammen vereinbarte. Wissenschaftler aus Taiwan werden voraussichtlich bereits im März nach Moskau reisen, um gemeinsam mit russischen Kollegen an Forschungsprojekten zu arbeiten.
Ziel der geplanten Zusammenarbeit ist für die Republik China, günstigeren Zugang zu Hochtechnologie für die Modernisierung ihrer Industrie und zur Entwicklung einer einheimischen Luftfahrttechnologie zu gewinnen. Der Wissenschaftsrat hatte bereits vor zwei Jahren mit dem Russischen Institut für Physik an Projekten der Weltraumforschung gearbeitet. Im Gegenzug könnte Rußland von Taiwans Erfahrung bei der kommerziellen Verwertung von Technologie und der Gründung von Industrieparks profitieren. Die Gründe, warum die Wahl auf Rußland fiel, liegen in der hohen Bereitwilligkeit für die Entwicklung technologischer Beziehungen mit Taiwan und dem billigeren Angebot für den Tranfer von Fachwissen von seiten der Russen.
Traditionelle chineische Medizin im Kampf gegen AIDS
Wie Yang Ling-ling, Professorin an der Medizinischen Universität Taipei (Taipei Medical College), zu Beginn des Jahres erklärte, wurden in einer medizinischen Studie zwei chinesische Kräuter lokalisiert, die möglicherweise im Kampf gegen AIDS verwendbare Anti-Virus-Wirkstoffe enthalten. Flavonoide aus Guavenblättern und Polyphenol aus den Wurzeln taiwanesischer Trauben sowie zwei chinesische Pflanzen hemmen das Wachstum eines Enzyms, das eine Rolle bei der Vermehrung von Viren, unter anderem auch der AIDS-Viren, im menschlichen Körper spielt.
Bereits seit 1989 erforscht die Abteilung für Heilpflanzen, eine auf chinesische Medizin spezialisierte private Institution der genannten Universität, im Auftrag des Nationalen Wissensehaftsrates (National Science Council) die Wirkung von Komponenten von seit alters her in der chinesischen Medizin empfohlenen Kräuterarzneien. Prof. Yang verwies darauf, daß die chinesische Medizin eine lange Erfolgsgeschichte in der Bekämpfung von Viren und Infektionen habe, doch fehle es ihr an der Unterstützung durch die moderne Biotechnologie. Deshalb werde es weitere zehn Jahre dauern, bis aus den Wirkstoffen der Kräuter sichere und effektive Arzneien entwickelt seien.
Im Zusammenhang mit den Ergebnissen kam es bereits zur Anmeldung von Patenten, während das Gesundheitsministerium weitere Nachprüfungen der Resultate angekündigt hat.
Siamesische Zwillige getrennt
Anfang Januar gelang einem Team am Krankenhaus der Nationalen Taiwan-Universität in einer ganztägigen Operation die erfolgreiche Trennung der am Brustbein, Becken und Bein sowie Penis und Darm zusammengewachsenen Zwillinge Chen Yi-teh und Chen Yi-wei. Der Eingriff verlief nach Auskunft der Ärzte, die bereits vor zwölf Jahren schon einmal eine solche Operation vorgenommen hatten, wesentlich glatter als damals, obgleich der Fall dieses Mal komplizierter war.
Chang Chung-yi und Chang Chung-jen, die Zwillinge aus Taiwan, die damals getrennt wurden, waren auch zugegen und versprachen, sich um die von den Philippinen gekommenen Auslandschinesen Yi-teh und Yi-wei zu kümmern, als seien es ihre eigenen Brüder. Der Leiter des Chirurgenteams, Chu Shu-hsun, hatte die Bevölkerung zu Spenden aufgerufen, da sich die Pflegekosten für die beiden Brüderchen in den nächsten Jahren auf bis zu 7 oder 8 Millionen NT$ belaufen werden.
Informationsgigant
Eine weniger als acht Quadratmikrometer (das sind ein Zehntel der Größe einer menschlichen Zelle!) winzige Speicherzelle, in deren 4 Megabyte großen Schreib-Lese-Speicher (DRAM) bis zu 250 000 chinesische Schriftzeichen Platz finden können, ist nach nunmehr fünfjähriger Forschungstätigkeit das neuste Ergebnis im Zusammenhang mit dem Submikrometer-Projekt der Organisation für Elektronik-Forschung und -Dienstleistungen (Electronics Research and Service Organization) am Forschungsinstitut für Industrietechnologie (Industrial Technology Research Institute) im Industrie- und Forschungspark Hsinchu.
Die Entwicklung des Halbleiters wurde sieben Monate vor Plan abgeschlossen.
Deutsche Firma kauft über 5000 PCs
Als Durchbruch für Taiwans Computerindustrie auf dem osteuropäischen Markt wertet Aquarius System Inc. (ASI) die Unterzeichnung eines Vertrags im Wert von 6,15 Millionen US$, unter dem der einheimische Computerhersteller 5555 Personalcomputer mit 486-Mikroprozessoren an die deutsche Control Data Institute GmbH (CDI) liefern wird. CDI, eine Firma, die im Bereich der Computererziehung angesiedelt ist, plant, vor allem mit Blick auf die starke Nachfrage in den neuen Bundesländern, eine umfassende Expansion ihrer Geschäftstätigkeit, wobei das Unternehmen eine alternden amerikanischen Produkte ersetzen will. Für ASI habe man sich entschieden, weil "die Auswirkungen des Auftrags von CDI weit über den Geschäftsabschluß an sich hinausreichen werden", so Paul Liu, Präsident der erst vor zwei Jahren gegründeten ASI mit Niederlassung in Bad Homburg und Produktionszentrum in Thüringen, die sich stark auf den osteuropäischen Markt konzentriert hat. Zum einen bedeute die großangelegte Verwendung von Computern mit eingebautem 486-Mikroprozessor im Bereich der Erziehung den Anbruch der 486-Ära, zum anderen würde den Computerherstellern auf Taiwan, die bei der derzeit trüben Lage im weltweiten Computergeschäft vielfach rote Zahlen schreiben, generell wieder Zuversicht eingeflößt.
Jahreshauptversammlung in Sachen deutsch-chinesischer Freundschaft
Am 8. 12. 1991 fand im "Hilton Taipei" die Jahreshauptversammlung des Chinesisch-Deutschen Kultur- und Wirtschaftsverbandes statt, bei der es außer den üblichen Ansprachen diesmal auch ein Unterhaltungsprogramm gab. Die deutschen, schweizerischen und österreichischen Gäste wurden von Verbandspräsident Dr. Peter Wang und von dem Ehrenvorsitzenden General Chiang Wei-kuo begrüßt, während neben anderen der stellvertretende Direktor des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipei, Gerd Rabbow, und der Leiter des Deutschen Kulturzentrums in Kaohsiung, Karl Weber, Grußadressen beitrugen. In seiner Eröffnungsrede betonte Wang, daß sich durch die Wiedervereinigung Deutschlands neue Perspektiven in Wirtschaft und Handel für die deutsch-chinesischen Beziehungen auftäten. Er erwähnte weiterhin, daß Deutschland in vielen Bereichen ein Vorbild für die chinesische Wiedervereinigung bieten könne.
Der musikalische Programmteil bot sowohl klassische chinesische Musik als auch Lieder von westlichen Komponisten der letzten Jahrhunderte. Nachdem der Jahresbericht vom Generalsekretär des Verbandes, Dr. Wei Kuang-cheng, vorgetragen worden war, fand eine Verlosung statt, bei der unter anderem drei Flugtickets nach Wien, Amsterdam und Frankfurt vergeben wurden. Doch zum Programm gehörten nicht nur Reden und musikalische Genüsse, auch der Gaumen konnte sich an einem kalten Buffet zum Abschluß der Veranstaltung erfreuen.
Weihnachtsbasar der "Deutschen Schule Taipei"
Auch letztes Jahr gab es an der hiesigen deutschen Schule wieder einen Weihnachtsbasar. Auf Einladung der Schulpflegschaft kamen am 30. 11. zwischen 11 und 18 Uhr etwa siebenhundert Menschen, darunter auch viele Einheimische, nach Tienmu im Norden Taipeis, um sich an Speis und Trank gütlich zu tun. Daneben gab es Spiele, im Kindergarten wurden Märchen- und Bastelstunden geboten, Schüler und Eltern verkauften Selbstgebasteltes, und eine weitere Attraktion war die große, von verschiedenen Firmen mit großzügigen Preisspenden, davon ein Flugticket nach Europa als Hauptpreis, unterstützte Tombola. Die Veranstaltung, deren Erlös für den Erwerb von Lehr-und Lernmitteln verwendet wird, war "sehr erfolgreich", wie sich Schulleiter Voget im Rückblick freut. Besonders stolz ist man, daß im Gegensatz zu anderen ausländischen Schulen der Verkauf nicht mit professionellen Verkäufern angekurbelt werden mußte.
Internationale Tourismusmesse in Taipei
Mehr als vierhundert Repräsentanten aus dreihundert Gebieten rund um die Welt kamen vom 3. bis 8. Dezember nach Taiwan, um an der vom Tourismusverband Taiwans veranstalteten "Dritten Internationalen Tourismuskonferenz und -messe Taipei" (Third Taipei International Travel Mart and Travel Fair) teilzunehmen. Während sie an den ersten beiden Tagen im Rahmen der Konferenz den einheimischen Reiseveranstaltern die touristischen Attraktionen ihrer Länder vorstellten, war an den darauffolgenden Tagen die Öffentlichkeit eingeladen, sich ein Bild von den verlockenden Zielen in Übersee zu machen. Daß der Tourismus für viele Menschen auf Taiwan von besonderem Interesse ist, verdeutlichen aktuelle Zahlen, die Eugene Chien, Minister für Verkehr, in seiner Eröffnungsrede nannte: 1991 kamen nach neusten Schätzungen 2 Millionen Besucher nach Taiwan, während 3,2 der insgesamt 20 Millionen Einheimischen ins Ausland reisten. Chang Tzu-Chyang, Generaldirektor des Amtes für Tourismus, hob die Reiselust der Menschen auf Taiwan hervor und stellte fest, daß der Anteil der Auslandsreisenden in der Bevölkerung Taiwans noch höher läge als in Japan. Kein Wunder, daß man sich an den verschiedenen Ständen in der Ausstellungshalle des Außenhandelsrates CETRA am Sungshan-Binnenflughafen denn auch alle Mühe gab, mit besonders attraktiven und exotischen Displays die Neugier der 62 000 in diesem Jahr gekommenen Schaulustigen zu wecken.
Am besten jedoch wird die unbändige Neugierde auf fremde Länder und Kulturen vielleicht durch eine der im Verlauf dieser Tage am häufigsten gestellten Fragen charakterisiert: "Wo ist Prag und wie kommen wir dahin?" Die Tschechoslowakei war auf der seit 1987 alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung ein Newcomer und Mittelpunkt besonderer Aufmerksamkeit.
Automatisierter Postservice
Kurz vor Weihnachten nahm Eugene Chien, Minister für Verkehr, im Stadtzentrum von Taipei Taiwans erstes vollautomatisches Postbüro in Betrieb. Hier können Kunden von 8 bis 21 Uhr nicht nur, wie schon bislang möglich, von der Postbank Geld abheben, sondern nun auch Briefmarken und Umschläge kaufen sowie Briefe, Pakete und sogar Einschreibesendungen aufgeben.
Offenbar kommt Schalterbeamte Computer gut an, denn bereits kurz nach der offiziellen Inbetriebnahme bildete sich eine lange Kundenschlange. Der Service soll in drei oder vier Monaten rund um die Uhr verfügbar sein. Ebenfalls geplant ist die Schaffung weiterer automatisierter Posteinrichtungen in Städten auf ganz Taiwan.
Anhaltender Cineastenenthusiasmus
Als Sieger bei der am 6. 12. in der Sun Yat-sen-Gedächtnishalle veranstalteten Preisverleihung des 36. Asiatisch-Pazifischen Filmfestivals ging der Film "Tage des Wildseins" über emotionale Beziehungen in den sechziger Jahren hervor, dessen Regisseur Wong Kar-wai aus Hongkong als bester Regisseur geehrt wurde, während "Ein strahlender Sommertag", ein Werk von Edward Yang aus Taiwan über einen 14jährigen Jungen, der auf tragische Weise seine Freundin tötete, mit einer Auszeichnung für den besten Film bedacht wurde. Insgesamt gingen die meisten Preise jedoch an Korea, vor allem für Lee Myung Se's Beitrag "Meine Liebe, meine Braut", der dafür auch zum vielversprechendsten Jungregisseur gekürt wurde. Bester Schauspieler wurde Park Joong-Hoon (in "Meine Liebe, meine Braut"), beste Schauspielerin Eri Ishida (für ihre Rollen in "Aya", ein Beitrag aus Sydney, und in "Ein Mangel an Fliegenden Träumen" aus Tokio), und die beste Kameraführung wurde Christopher Doyle ("Tage des Wildseins") zugesprochen. In der Sparte der Sonderpreise wurde neben anderen die Taipeier Produktion "Ein Schweinemärchen" , die umweltschützerische Bedenken zum Thema macht, mit einer der neun von der Jury zugesprochenen Auszeichnungen geehrt. Die Ausrichtung des Filmfestivals, das im letzten Jahr neun Beiträge aus Taiwan, Hongkong, Korea, Thailand, Indonesien, Malaysia, Kuwait, Australien, Singapur und Japan umfaßte, wird 1992 voraussichtlich von Seoul übernommen werden.
Nur einen Tag später, bei der 28. Verleihung des "Goldenen Pferd"-Preises, dem Pendant zum Hollywood-"Oscar", für den besten chinesischen Film gewann Edward Yang für "Ein strahlender Sommertag" erneut. Die meisten Auszeichnungen (mit 6 der insgesamt 19 "Goldenen Pferde", unter anderem wie schon beim Asiatisch-Pazifischen Fimfestival für beste Regie) jedoch erhielten "Tage des Wildseins". Sonderpreise vergab die 13köpfige Jury unter anderem an den Regisseur Ang Lee für seinen auch für die diesjährige Berlinale nominierten Streifen "Schiebende Hände" über einen T'ai-ch'i-ch'üan-Meister (für dessen Verkörperung Lang Hsiung die Auszeichnung "Bester Schauspieler" erhielt), der in New York einen Kulturschock durchlebt. Als beste Schauspielerin geehrt wurde Maggie Cheung für ihre Darstellung des tragischen Lebens einer Schauspielerin in dem Film "Ruan Ling Yu", dessen Kameramann Pan Heng-sheng ebenfalls ausgezeichnet wurde.
Wie immer war das mit der Verleihung der "Goldenen Pferde" verbundene internationale Filmfestival vom 30. 11. bis 6. 12. ein Treffpunkt für Filmschaffende und Kritiker unter anderem aus Deutschland (Peter Sempel), Frankreich, Spanien, Westafrika, Südostasien und vom chinesischen Festland. Die beiden Regisseure, deren Arbeiten gesondert vorgestellt wurden, waren Idrissa Ouedraogo aus Burkina Faso und Pedro Almodovar aus Spanien. Die einheimischen Cineasten wurden auch dieses Jahr wieder nicht müde, Stunden vor dem Changchun-Filmtheater auszuharren, nur, um doch noch eine Karte für den einen oder anderen Film oder für eine Diskussionsrunde zu ergattern. Einige Filme waren so populär, daß die Veranstalter schließlich weitere Vorführungen ansetzten.
Taipei Gastgeber für die "Internationale Meisterschaft in den Standardtänzen 1991"
Am 30. 11. und 1. 12. veranstaltete der Chinesische Förderverein für Internationalen Tanzsport, Taipei (Chinese International Dancesport Promotional Association, Taipei) unter der Schirmherrschaft von S. S. Tang, einem etablierten Autoimporteur und Vorsitzenden des Verbandes der Autohändler in Taipei, die "Internationalen Meisterschaften in den Standardtänzen 1991 ". Sie fanden dieses Jahr zum zweiten Mal in Taiwan, in der Sporthalle des Sportparks Linkou, statt. Dank der Bemühungen Tang's erhielt Taiwan zum ersten Mal im Jahre 1989 die Befugnis, diesen internationalen Wettkampf abzuhalten, was ein großer Erfolg war. Aufgrund dessen wurde Taiwan auch letztes Jahr wieder vom Internationalen Rat für Standardtänze (International Council of Ballroom Dancing, ICBD) autorisiert, dieses Ereignis auszurichten. Der Eröffnungstanz wurde von Tang selbst mit der Titelträgerin der Englischen Profi-Meisterschaften in den Modernen Tänzen, Kate Fisher, getanzt. An den Internationalen Meisterschaften nahmen 300 Paare teil, davon 250 aus Taiwan und die übrigen 50 aus 23 verschiedenen Ländern.
Tang betrachtet Tanz als eine "Kombination von Kunst und Sport", die in Europa bei Jung und Alt beliebt sei und nicht nur "das Benehmen, die Gesundheit und den Geist" fördern, sondern auch Streß abbauen könne, deshalb ist es sein Ziel, diese Sportart auf Taiwan populär zu machen. So wurde als Anreiz zum Besuch des Ereignisses an den beiden Veranstaltungstagen jeweils eine Verlosung mit einem Auto als ersten Preis abgehalten. Als Beweis für die erhöhte Popularität des Tanzsports, so Leonard Morgan, der Präsident des ICBD in seiner Grußadresse, kann die Tatsache gewertet werden, daß Teilnehmer aller Altersstufen vertreten waren. Noch vor wenigen Jahren wäre eine solche Veranstaltung in Taiwan undenkbar gewesen, da Standardtänze hier nicht als soziale Bereicherung und Quelle der Freundschaft akzeptiert waren. Daß sich dies geändert habe, könne man an der großen organisatorischen und finanziellen Unterstützung seitens vieler Regierungsinstitutionen und der eines großen Privatunternehmens sehen. Es wird geschätzt, daß auf Taiwan etwa hunderttausend Personen dem Tanzsport aktiv anhängen.
Der größte Buddha der Welt
Stellen sie sich eine Buddhastatue vor, die zweimal so hoch wie die Freiheitsstatue in New York ist. Unmöglich? Nicht, wenn ein Tempel in Tokio und eine Firma aus Taiwan zusammenarbeiten.
Das Bildhauerunternehmen Sheng Kuang Carving Company aus Taoyuan gab vor kurzem bekannt, daß der Auftrag des Hongan-Tempels in Tokio für den größten Bronzebuddha der Welt in sechs Monaten abgeschlossen werden könne. In mehr als fünf Jahren harter Arbeit wurden, außer dem Kopf, bereits alle Teile der nach dem Zusammenbau vor Ort 120 Meter hohen und 33 Meter breiten Kolossalstatue gefertigt. Insgesamt werden 1000 Tonnen Bronze und 1000 Tonnen Stahl nötig sein, um die 27 Millionen US$ teure Statue zu vollenden. Mit zwei Liften im Inneren können Besucher dann zur sicherlich atemberaubenden Aussicht vom Kopf des Buddhas gelangen.
"Affentaler" Verkaufsrenner
Die Taipeier, von den exklusiven Genüssen Europas schon seit langem angetan, haben für das chinesische Neujahr, an dem nach dem chinesischen Mondkalender das Jahr des Affen beginnt, ein perfektes Geschenk "Made in Germany" entdeckt: einen Trunk "Affentaler Spätburgunder". In der Gourmet-Ecke des Hilton wie auch im Kaufhaus Mitsukoshi verkauft sich eine der Flaschen mit dem charakteristischen goldfarbenen Affen auf dem Bauch samt repräsentativem Präsentkarton in glücksverheißendem Rot-Gold für, so ein lokales Blatt, "nur 2000 NT$" (etwa 120 DM). Na dann Prost!